WESELE – FINE DE SIECLE

Artist

Wesele

Albumtitel

Fine de siècle

Genre

Atmospheric Post Black Metal

Ein weiteres neues Soloprojekt auf diesem Planeten kommt aus dem südöstlichen Teil Polens und hört auf den Namen WESELE. Seit gut zwei Jahren hat sich Rafał ‚Czarnuch‘ Chruścicki dazu entschlossen den Pfad des atmosphärischen & depressiven Post-Black-Metal zu gehen. Der gewählte Bandname steht wörtlich übersetzt für „Die Hochzeit“ und beruft sich auf das gleichnamige Drama,  welches um die Wende des 20. Jahrhunderts von Stanisław Wyspiański geschrieben wurde. Inspiriert im Dunstkreis der Malerei und Literatur von Młoda Polska ist die Idee zu diesem Projekt vor einigen Jahren entstanden. Es beschreibt die Gefahren des nationalen Strebens nach Selbstbestimmung nach den beiden erfolglosen Aufständen gegen die Teilungen Polens im November 1830 und Januar 1863.

Die Handlung spielt um die Hochzeit eines Mitglieds der Krakauer Intelligenz (des Bräutigams) und seiner Frau Bauernbraut. Ihre klassenverwischende Vereinigung folgt einem modischen Trend unter Freunden des Dramatikers aus der modernistischen Bewegung „Junges Polen“. Die Taufe des Albumtitel „fine de siecle“ (Ende des Jahrhunderts) ist ein mehr als passende Wahl, in Bezug auf eine geschichtliche Tragödie. Der Sound ist natürlich ganz klimatisch düster geprägt und lässt wenig Hoffnung aufkeimen, dass die symbolische Vermählungsfeier in einen Volksaufstand mündet. Die Erzählungen werden innerhalb der sechsunddreißig Minuten Spielzeit landestypisch in polnischer Sprache vorgetragen. Ein mutiger Schritt, seine Texte mal nicht in Englisch zu verfassen und seinem Projekt auf die Weise mehr Authentizität zu verleihen.

Die Tracks sind überwiegend im überschaubaren Strickmuster verfasst.  So zumindest präsentiert sich die sechs Kapitel beim ersten Hördurchlauf sehr einheitlich. Das scheint ein gewollter Schachzug von WESELE zu sein, die Details zu einem späteren Zeitpunkt zugänglich zu machen. In Wahrheit verbergen sich jede Menge raffinierte Wendungen unter der freigelegten Oberfläche. Nach ein wenig Graben kommen neben den krächzend, rauhen Vocals der wahre Schatz zum Vorschein. Der Song „pustka“ (Leere) kratzt nicht nur an der Zehnminutenmarke sondern versprüht auch eine undurchdringliche Sounddichte, die man ansonsten an keiner anderen Stelle auf diesem Erstlingswerk so konstant vorgetragen wiederfindet.

Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, das hier unterschwellig die klassisch geschwärzten Noten aus der Wiege des Black Metal mitschwingen, besonders wenn in die Geschwindigkeitspassagen geschaltet wird. Nichtsdestotrotz ergeben sich sehr angenehme Kombinationen, die mit sehr viel Bedacht arrangiert wurden. Dabei wühlt sich stellenweise eine gewisse Disharmonie im Hintergrund fest und überlässt dem rustikalen Bass den Vortritt. Unterm Strich ist die Premiere „fine de siecle“ ein gut durchdachtes Konzept, mit sehr vielen lichten Momenten. Eine negative Schattenseite entfaltet sich dank des guten Soundmaterials kaum. WESELE hat sich dank seiner weiteren Arrangements unter anderem bei SALCESON X; EPITOME oder KALT VINDUR ein ausgereiftes Know-how erarbeitet. Die Blüten seines Könnens erstrahlen auf dem zweiten Blick nun richtungsweisend bei „fine de siecle“

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Infos

Release

15.05.2023

Laufzeit

36:30 Minuten

Label

Underground Kvlt Records

Fazit
Ein Dichter heiratet ein Bauernmädchen. Wie dramatisch ihre Hochzeitsfeier klingt hört man auf dem beständigen Debüt "fine de siecle"
11
von 15
Gut
.