Wir stellten euch kürzlich die Band L.A. EDWARDS aus Kalifornien mit ihrem vorzüglichen Album „Out Of The Heart Of Darkness“ vor (siehe Review). Es handelt sich eigentlich um ein reines Brüder-Trio, doch live lassen sich Sänger/Gitarrist LUKE ANDREW, Gitarrist JESSE und Drummer JERRY von zwei Freunden an Keyboard und Bass unterstützen. Da traf es sich am 24. Mai ganz hervorragend, dass ich mir schon vor längerem eine Eintrittskarte für einen meiner Lieblings-Künstler, THE WHITE BUFFALO im Kölner Luxor besorgt hatte, denn L.A. EDWARDS durften für JAKE SMITH aka TWB den Laden auf Temperatur bringen. Und ich habe selten eine Vorgruppe erlebt, die derart gut bei den mit über 400 Leuten proppevollen Laden angekommen ist. Da wir hier ja auch sehr gerne über nicht so berühmte Gruppen berichten, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und führte während der Umbaupause im Tourbus ein interessantes Gespräch mit Frontmann LUKE ANDREW EDWARDS, der sich mir als ein sehr sympathischer, freundlicher und großzügiger Musiker präsentiert!
Hi Luke, schön, dass du dir so kurz nach dem Konzert schon Zeit für unser Magazin nimmst. Eine erste Frage zum Aufwärmen: Seid ihr zum ersten Mal in Deutschland?
Nein, wir waren erst kürzlich hier, als wir LUCINDA WILLIAMS auf deren Europa-Tour begleitet haben, das war im Januar, also mitten im Winter und es war schrecklich kalt und hat viel geregnet. Jetzt im Frühling ist es viel schöner, wir haben tolles Wetter, es ist warm, die Sonne scheint, von daher macht es uns auch mehr Spaß!
Das glaube ich gerne. Was gefällt euch denn besonders gut hier im kleinen Deutschland, wenn ich die Größe eurer Heimat USA dagegen vergleiche?
Ach, da gibt es einiges! Zum Beispiel das Essen, das leckere Bier, aber in erster Linie ist es diese herzliche Freundlichkeit der Menschen, denen wir begegnen. Wir werden überall mit offenen Armen empfangen, einfach wunderbar! Aber ihr habt bei euch auch so viele Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen. Vorgestern waren wir in München in einem Park. Da haben wir Tennis gespielt, sind danach in einem Kanal surfen gewesen und gleich nebenan war ein Biergarten, wo wir essen und trinken konnten. Und alles in unmittelbarer Nähe, sowas kenne ich bei uns jedenfalls nicht.
Das höre ich gerne und macht mir mal wieder einiges bewusst. Ihr seid ja grade mit JAKE SMITH unterwegs und wie ich eben feststellen konnte, seid ihr vom Publikum regelrecht abgefeiert worden. Klar, musikalisch passt ihr wunderbar zu THE WHITE BUFFALO. Habt ihr in den USA auch so viele Fans?
Nein, ehrlich gesagt läuft es in Europa und speziell in Deutschland besser für uns, hier kommen mehr Leute zu den Konzerten. Deshalb versuchen wir ja auch, so oft wie es geht, rüberzukommen, haha. Doch allein macht das für uns noch keinen Sinn, vielleicht in ein paar Jahren, mal schauen. Klar ist es hilfreich, wenn wir uns an bei euch beliebten Künstlern wie Jake oder Lucinda dranhängen können, das macht es einfacher. Jake etwa kennen wir schon sehr lange. Er lebt und arbeitet ja wie wir in Kalifornien, er wohnt nur etwa 70 Meilen von uns entfernt. Wir lernten uns schon vor seinem Durchbruch mit dem Sons Of Anarchy-Soundtrack kennen und sind jetzt glaube ich schon zum siebten Mal gemeinsam auf Tour. Er ist ein überaus freundlicher und hilfsbereiter Mensch, der bei uns sehr viel für Nachwuchsbands macht und von dem wir sehr viel gelernt haben. Dafür sind wir ihm sehr dankbar!
Das kann ich nur bestätigen, ich habe ihn 2018 kennengelernt, auch hier in Köln. Wie ich erfahren habe, hast du früher unter dem Namen L.A. EDWARDS eine Solo-Platte gemacht, bevor du mit deinen Brüdern gemeinsame Sache gemacht hast. Was sind die Vorteile mit Familien-Mitgliedern zu musizieren?
Ah, also ich denke, dass es nur Vorteile hat! Eine Familie ist ein sehr starkes Konstrukt, man kennt die Stärken und Schwächen untereinander genau und weiß, wie jeder tickt. Wir waren sieben Geschwister zuhause, vier Brüder und drei Schwestern! Jetzt habe ich zwei meiner Brüder hier und ich denke, dass deshalb das bessere musikalische Ergebnis herausspringt, weil wir zusammen singen und spielen. Die Blutsbande ist nicht zu unterschätzen, ich vergleiche das sehr gerne mit einem Wolfsrudel, die sich gegenseitig unterstützen und beschützen! Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man sich auf seine Geschwister verlassen kann!
Ihr seid also echte Familien-Menschen! Vorher hast du aber Solo-Musik gemacht, richtig?
Mmhh, nicht so wirklich! Jerry und ich haben eigentlich schon immer zusammen Musik in einer Band gemacht, nur habe ich zunächst meine ersten Demos alleine veröffentlicht, bevor ich dieses Familien-Projekt gründete. Ich habe geheiratet und fünf Kinder bekommen, die jetzt nach und nach erwachsen werden und bin etwas weiter weggezogen. Jerry lebte lange in Nashville, aber wir haben uns dann wiedergefunden. Eigentlich habe ich nie alleine auf der Bühne gestanden.
Habe ich das richtig gehört? Du hast fünf Kinder? Wie alt bist du denn wenn ich das fragen darf? Du wirkst noch so jung auf mich!
Haha, ja, du hast dich nicht verhört, ich habe fünf Kinder, das liegt wohl in den Genen unserer Familie. Mein ältester Sohn ist 14, dann sind da noch 4 Töchter mit 11, 7, 3 und einem Jahr! Ich bin also ein Girl-Dad! Ich selbst bin 35 Jahre alt, habe halt früh angefangen, haha!
Okay, warum nicht. Könnt ihr denn von der Musik leben?
Ja schon, ich habe aber noch einige Berufe mehr, so arbeite ich in der Gastronomie und vor allem als Familien-Unternehmer mit fünf Kids, wenn du verstehst was ich meine! Jesse und ich träumten schon als Kinder, mal von der Musik leben zu können. Unsere Eltern haben uns immer unterstützt, aber auch nicht zu sehr darauf gedrängt. Jerry und ich können Noten lesen und spielen einige Instrumente, ohne allerdings großartig Unterricht erhalten zu haben. Wir haben uns das mit den Jahren selbst beigebracht. Jesse spielt Oboe, Piano oder Flöte wie du eben beim Konzert gehört hast, wir beide spielen Gitarre und ich selbst kann auch trommeln. Wir könnten ohne Probleme während eines Konzerts untereinander die Instrumente tauschen wie bei einem Wechsel-Spiel, das haben wir tatsächlich auch schon getan!
Coole Sache. Da fällt mir gerade ein, bei eurem Video zu „Already Gone“ spielt ein Barmann mit, ist das der WHITE BUFFALO?
Haha, leider nicht, obwohl ich zugeben muss, dass der Schauspieler Jake sehr ähnlich sieht! Aber Jake ist in Wirklichkeit viel größer und stämmiger!
Wenn ich euren bevorzugten Stil beschreiben müsste, würde ich Stars wie JOHNNY CASH, THE EAGLES, BRUCE SPRINGSTEEN und TOM PETTY in den Ring werfen. Bist du damit einverstanden?
Weiß nicht genau, wenn du nach den größten Einflüssen fragen würdest, dann würde ich tatsächlich TOM PETTY & THE HEARTBREAKERS sagen, ja! Das ist aber nicht der Stil, mit dem wir angefangen haben. Als ich geheiratet habe und in der Kirche stand, kam bei mir die Erkenntnis, Musik größer arrangieren zu wollen, ganz so wie ELVIS, THE BEATLES oder eben TOM PETTY es vorgemacht haben.
Das trifft euren Stil recht genau wie ich finde. Da jetzt gleich die Show von THE WHITE BUFFALO beginnt, komme ich schon zur letzten Frage, die mir allerdings wichtig ist. Ich bin großer Vinyl-Fan und habe am Merch-Stand gesehen, dass ihr alle eurer vier Platten als Vinyl dabeihabt, sogar das Debüt! Erstaunlich, warum ist euch das wichtig?
Nun, das ist mir sehr wichtig, weil ich davon überzeugt bin, dass nur mit Vinyl die Musik „echt“ ist und genauso klingt. Wir verkaufen auch CDs und das ist auch okay, aber wenn es nach mir ginge, bräuchte es CDs gar nicht, genauso wenig wie Streams, das ist eine Herzensangelegenheit. Allein beim Klang gibt es da himmelweite Unterschiede. Wenn es auch momentan recht teuer ist, Platten pressen zu lassen, ist es mir viel lieber als CDs. Gott sei Dank denken viele Leute momentan genauso!
Ich danke dir sehr für dieses angenehme Gespräch und hoffe, dass wir uns recht bald wiedersehen. Viel Erfolg mit eurer wunderbaren Musik und kommt alle gut wieder zu euren Familien zurück! Ich freue mich schon auf eure nächste Platte!
Vielen Dank für dein Interesse und die Unterstützung sowie liebe Grüße an eure Leser!