Neben dem Full-Length-Album “Morbid Visions” (siehe ausführliches Review hier!) haben sich die Cavalera-Brüder auch die EP „Bestial Devastation“ aus dem Jahr 1985 vorgenommen, die damals als Split mit OVERDSOSE erschien. Sie wurde mit den Gastmusikern Daniel Gonzalez (Leadgitarre, POSSESSED, GRUESOME) und Max´s Sohn Igor Amadeus (Bass, GO AHEAD AND DIE) neu eingespielt, vermutlich aufgrund der Nachfrage und aus rechtlichen Gründen.
Ähnlich wie bei der Neuaufnahme von „Morbid Visions“ hält sich die Band nah an das Original, ist produktionstechnisch jedoch zeitgemäßer, wirkt professioneller und wurde im Detail angepasst. Genau das gilt auch für das leicht veränderte Cover Artwork.
Auch hier wurde der Charme des Originals beibehalten und durch die differenzierte Produktion sind alle Instrumente besser herauszuhören und man hört Dinge, die vorher verborgen blieben. Im direkten Vergleich gewinnt die Neuaufnahme aufgrund der druckvollen Produktion für mich sogar, denn während auf dem Original wenig hängenbleibt, entpuppt sich ein Song wie „Antichrist“ mit seinen Blastspeed-Drumparts und dem geilen Solo als kleiner Hit. Im Gegensatz zum Bonustrack auf der „Morbid Visions“ ist der Extrasong auf der „Bestial Devastation“ aber ein echtes Highlight: „Sexta Feira 13“ (Zu Deutsch: Freitag der 13.) atmet den Spirit der Aufnahmen und passt perfekt mit seinen SLAYER-Momenten und dem CELTIC FROST-Gedächtnispart zu der Scheibe.
Mit der Neuaufnahme verbeugen sich CAVALERA zum einem respektvoll vor sich selbst und legen eine interessante Interpretierung vor, zum anderen hätten sich die Brüder die Songs damals wohl auch so vorgestellt, wenn es denn musikalisch und budgettechnisch machbar gewesen wäre.
Wichtigster Kritikpunkt bleibt aber, dass die 20-minütige EP zum vollen Preis eines regulären Albums verkauft und nicht zusammen mit „Morbid Visions“ angeboten wird. So muss der Fan für beide Veröffentlichungen auf Vinyl mal eben 72,- € auf den Tisch legen. Fanfreundlich ist das nicht.
2017 gab es mal einen Re-Release des brasilianischen Labels Mutilation Productions mit den OVERDOSE-Songs auf Vinyl, ansonsten ist die EP sehr schwer zu bekommen. Einfacher war es also nie, an die Scheibe zu kommen, wenn man sie denn haben möchte. Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Band aus „Bestial Devastation“ mehr rausgeholt hat als aus „Morbid Visions“, da die LP aufgrund Songs wie „Morbid Visions“, „Crucifixion“ und „Troops Of Doom“ eigentlich die Nase vorne hat. Doch die Neuaufnahme von „Bestial Devastation“ legt die Klasse der EP offen und es offenbaren sich Dinge, die zuvor untergegangen sind.