Die Warburger gibt es nun seit fast 30 Jahren, in denen sie acht Alben veröffentlicht haben und doch habe ich mir noch nie ein Album der Jungs angehört. Klar, der Name ist natürlich ein Begriff, doch erst jetzt ergab sich die Gelegenheit sich mit ihrer Musik zu beschäftigen. Das zeigt aber auch, dass die Band irgendwie immer noch im Underground herumkrebst und den nächsten Schritt noch nicht geschafft hat, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Destination Dystopia“ erscheint mehr als fünf Jahre nach dem letzten Album „Eye Of The Storm“. Die fleißigsten scheinen die Jungs nicht zu sein, denn auch die Vorgängeralben „Eye Of The Storm“ und „Unchained“ haben jeweils vier Jahre gebraucht. In der Zwischenzeit hatte die Band, wie wir alle, nicht nur eine Pandemie, einen Krieg und wirtschaftliche und umweltspezifische Turbulenzen zu verarbeiten sondern auch zwei Wechsel im Line-Up. Neu dabei sind Manuel Lüke (Schlagzeug) und Dominik Hellmuth (Gitarre). Beide sind auch bei der Death Metal- Band NIGHTBEARER aktiv. Bassist Florian Bauer ist zwar schon seit 2007 dabei, hat mit HELLFORCE und vor allem ATOMWINTER aber noch zwei weitere Bands, letztere hatten Anfang des Jahres ja ein starkes Album veröffentlicht und waren kürzlich mit SLAUGHTERDAY auf Tour.
BURDEN OF GRIEF bieten auf ihrem neuen Album starken Melodic Death Metal mit einigen alten AMON AMARTH- Anleihen. Sänger Mike Huhmann bringt, im Gegensatz zu einigen anderen Bands dieser Spielart, richtig viel Aggressionen ein und verleiht der Platte so einen harten Punch. Auch die Drums bollern mächtig nach vorne, es gibt unheimlich viele Blastbeat-Parts auf der Platte. Die Gitarren wechseln gekonnt zwischen modern produzierten melodischen Death Metal und verträumten Melodien. Ein gutes Beispiel ist dafür das auch als Single ausgekoppelte „A Daydream Of Sorrow“. Melodic Death Metal klang selten härter und wütender. Das Album ballert ohne Ende doch man hat auch Songs mit ordentlich Groove wie dem variablen „Fall Into Oblivion“ dabei.
Nun ist die Musik in diesem Genre ja doch eher vorhersehbar. BURDEN OF GRIEF ist es jedoch gelungen, viel Abwechslung in das Album einzubringen, indem sie immer dann, wenn man denkt, dass man das so oder ähnlich schon von den Platzhirschen wie DARK TRANQUILLITY oder IN FLAMES gehört hat, ein Break, einen Melodiebogen oder etwas Überraschendes verarbeiten. So klingt „Destination Dystopia“ nicht so gleichförmig wie andere Alben aus diesem Genre. Ein Paradebeispiel dafür ist „The Devil´s Bride“: Drei Minuten lang ballert der Song brachial ohne jegliche Melodien aus den Boxen um ganz plötzlich ein supermelodisches Solo spendiert zu bekommen, das aus dem Nichts kommt, nur um danach die Härte des Songs mit melodischen Gitarrenharmonien zu vereinigen. Das ist ganz große kompositorische Kunst.
Die Gitarrenarbeit hatte ich ja schon angesprochen, die ist ein richtiges Faustpfand auf dem Album. Riffs, Melodien und Soli sind herausragend und haben so einige Widerhaken, die sich nach wenigen Durchläufen bei dem Hörer festsetzen. Kein Song hört sich wie der andere an obwohl die Zutaten in der Regel die gleichen sind. Man hört jedoch deutlich, dass die Jungs auch Einflüsse außerhalb des Death- und Thrash Metals haben. Das Album ist eingängig und hart, weist aber auch aufgrund der cleveren Songstrukturen und der Abwechslung einen hohen Wiedererkennungswert auf.
Doch nicht nur die Musik stimmt auf dem Album, auch das wundervoll detaillierte SciFi-Cover-Artwork ist richtig gut gelungen, allein dafür lohnt sich schon das auf 300 Stück limitierte Vinyl. Auch in Sachen Sound gibt es gute Nachrichten. Kristian Kohlmannslehner hat mit seinem Mix und dem Mastering dafür gesorgt, dass auch hier keine Abstriche gemacht werden müssen. Die Platte knallt an allen Ecken und Enden!