Es ist überaus erfrischend zu sehen und zu hören, dass es so langsam normal wird, dass in unserer lange maskulin geprägten Szene das weibliche Geschlecht auf zentralen Positionen eingesetzt und vor allem akzeptiert wird. So auch bei der kanadischen Thrash Metal- Band HYPERIA, die mit „The Serpent´s Cycle“ bereits ihr drittes Album veröffentlicht. Wie auch der Vorgänger „Silhouettes Of Horror“ erscheint die Platte erneut als Eigenproduktion.Im Vergleich zum Vorgänger hat es im Line-Up kräftig gerappelt, dann mit Jon Power (Bass), Ryan Idris (Drums) und Skyler Mills (Gitarre) sind gleich drei Leute dabei, die Colin Ryley (Gitarre) und Marlee Ryley (Gesang) unterstützen – letztere haben HYPERIA als Ehepaar 2018 auch gegründet. Die Band mixt auf dem Album brutalen Uptempo- Thrash Metal mit melodischen Parts, Midtempo-Elementen und sehr guten Soli. Sängerin Marlee hat sowohl die deftigen screams, harsche growls als auch den klaren Gesang drauf und wirkt dabei überaus kraftvoll, agiert dabei aber durchaus in den höheren Tonlagen. Diese werden durch die in den Refrains gerne eingesetzten Gang-shouts coloriert. Drummer Ryan Idris, live auch bei HEATHEN aktiv, bedient gerne die Double Bass, setzt aber auch in den getrageneren Elementen Akzente. Auch die gute Gitarrenarbeit möchte ich erwähnen, sowohl die Riffs als auch die Melodien und die Leads machen das Album unterhaltsam. Der Band ist zu Gute zu halten, dass sie nicht nach anderen, etablierten Bands klingt sondern ihren ganz eigenen Sound hat.
Das Quintett steht absolut auf das Shredding und den Speed, dennoch sind die Songs komplex. Es gibt in jedem Song diverse Rhythmuswechsel und die Musiker nutzen das komplette Spektrum ihres Könnens um trotz des hohen Grundtempos Abwechslung hereinzubekommen. Dabei ist der Songaufbau durchaus gelungen wie bei „Automatic Thrash Machine“, wo nach dem gelungenen Solo das Drumming Akzente setzt. Auch das Klassik-Zitat bei „Prophet Of Deceit“ ist wirklich originell – dort wird Bach´s Toccata in D Moll verwurstet, das mit Abstand bekannteste Orgelwerk des virtuosen Musikers.Besonders intensiv ist jedoch „Spirit Bandit“, wo die Band vom absoluten Geknüppel und Vocals-growls in den melodischen Thrash mit clean vocals wechselt. Auch das nachfolgende „Eye For An Eye“ ist intensiv und beinhaltet ein technisch anspruchsvolles Solo. Der reguläre Abschluss „Deathbringer“ ist dann wieder richtig fies. Nachdem die Band auf dem letzten Album schon mit ihrem ABBA- Cover zu „Gimme Gimme Gimme“ bewiesen haben, dass sie nicht nur den ganzen Tag Thrash hören und leben, wird diesmal HEART´s „Crazy On You“ verwurstet – das lockert das Album angenehm auf und setzt einen prima Kontrast.