Wenn’s in Schottland kalt und windig ist, der Durst groß ist und ausschließlich (oder keine) hochprozentigen Getränke zur Verfügung stehen, kann man auf dumme Gedanken kommen. Oder Musik machen. Ali Lauder (Gitarre/Gesang), Graham Stewart (Schlagzeug, Synthesizer, Klavier) und Joe Turner (Bass, Kontrabass, Effekte) haben sich -wiederholt- für Letzteres entschieden und nach diversen EPs und dem Album „Sanctum In The Light“ (2015) eine neue Platte am Start. Auf „Penance“ zelebrieren sie konsequent ihre ureigene, mitunter verstörende Musik, die sich jeglicher Schublade entzieht und stilistisch irgendwo zwischen Sludge, Deathdoom und Extremmetal im erweiterten Sinne einzuordnen ist.
Während OF THRONE & SPIRE sich anno ’15 noch klar dem Doom verpflichtet gaben, sprengen sie jetzt sämtliche Genregrenzen und garnieren ihr Material mit über weite Strecken live eingespielten Tonspuren, wie man es von VOID OBELISK oder den gelegentlich auch experimentierfreudigen SUNN O))) kennt. Dabei gelingt es ihnen, nie die usprünglich-düstere Idee ihrer Musik zu vergessen, sondern auch per se wenig finstere Zutaten in ein dämmeriges bis tiefschwarzes Licht zu tauchen. „Penance“ ist ein pechschwarzes und ebenso klebriges, schwerverdauliches Hasspaket, das stellenweise sehr progressiv daherkommt und bei aller Brutalität durch Vielfalt und Emotion zu bestechen weiß.
Growlgesang und langsame, überlange Songs lassen das Album Aufmerksamkeit und bewusste Auseinandersetzung einfordern; dissonante Melodien und bedrückende Atmospäre machen die Scheibe vermutlich nur für hart gesottene Musikfans interessant. Ich persönlich bin mal wieder schwer begeistert von dem, was OF THRONE & SPIRE hier abgeliefert haben. Da sich die Band live überaus rar macht und wohl auch zuhaus‘ in Schottland nur selten live zu erleben ist, gibt’s für alle, die „Penance“ gern hören wollen die Möglichkeit, das Album kostenlos auf der Bandcamp-Seite der Band runterzuladen. Da soll noch mal einer einer sagen, Schotten wären geizig.