Live Scheiben sind generell immer eine „spezielle“ Sache. Der Ruf ist nicht durch die Bank positiv. Wenn man als Band das Label wechseln will, man aber immer noch ein Album liefern muss, sind Live Scheiben ein gern gesehenes Mittel um den Wechseln zu forcieren. Dass das Album dann eher lieblos daher kommt steht außer Frage. Allerdings gibt es auch sehr vorzügliche Live Metal Alben: IRON MAIDEN haben mit „Live After Death“ einen Meilenstein abgeliefert, und „Unleashed In The East“ (JUDAS PRIEST) oder „No Sleep ‚Til Hammersmith“ (MOTÖRHEAD) als Beispiele gelten ebenfalls als Klassiker.
Wie reiht sich also das Live Album der Schweden von DEMONICAL da ein? Um es vorwegzunehmen: ein Klassiker ist es definitiv nicht. Denn es wurde (wie bei so einigen Live Scheiben aus der letzten Zeit) kein ganzes Konzert mitgeschnitten, sondern die Songs wurden aus mehreren Auftritten zusammengeschraubt. Das ist bereits der erste negative Punkt, denn es gibt außer den kurzen Ansagen welcher der nächste Song ist keiner Interaktion mit dem Publikum. Obendrauf wird der Jubel nach den gespielten Liedern relativ zackig abgewürgt. Gerade das wurmt mich doch sehr. Man kann sich hunderte Live Songs von Metal Bands jeglicher Couleur in Süd und/oder Mittel Amerika anschauen. Eines haben sie ALLE gemeinsam: die Fans drehen komplett frei. Warum man gerade DAS nicht mitnimmt entzieht sich meiner Kenntnis.
Kommen wir zu den positiven Punkten. Die Songauswahl ist recht gut getroffen. Der Schwerpunkt liegt auf dem letzten regulären Album „Mass Destroyer“, aber auch alle anderen Phasen bekommen ihre Berücksichtigung. Der Sound ist ebenfalls gut eingefangen. Allerdings kann ich mir nicht so ganz vorstellen dass die unterschiedlichen Konzerten auch tatsächlich alle so geklungen haben. Da wurde einiges im Studio nachjustiert.
Und sind wir doch mal ehrlich. Zu einem richtig geilen Live Konzert gehört doch auch mal ein Verspieler, eine verplante Ansage oder irgendetwas, was den Abend besonders macht, oder?
Als Randnotiz sollte noch erwähnt werden, dass die Vinyl Version um 4 Songs kürzer ausfällt als die CD. Und warum man dieses unsägliche RAMONES Cover „Somebody Put Someting In My Drink“ draufgepackt hat, einen Kracher wie „Victorious“ aber draußen lässt, muss mir auch nochmal einer erklären.