Dem niederländischen Trio DEWOLFF werden seit vielen Jahren große Blumensträuße seitens der internationalen Fach-Journaille zugworfen. Kein Wunder, denn keines ihrer bisherigen Alben klang gleich und der einnehmende Stilmix aus Blues, Psychedelic, Southern, Soul und Classic Rock kam und kommt immer noch extrem gut an. Die Band um das Brüderpaar van de Poet mit Pablo (Vocals, Guitar) und Drummer Luka sowie Organist/Keyboarder Robin Piso spielt seit den Jugendjahren zusammen und das konstante Line-Up wurde im Laufe der Jahre gemeinsam mit ihrer Musik erwachsen, pfeifft auf Konventionen oder Erwartungen, was vielleicht ein Geheimnis der Erfolgsstory ist. Dass man dabei ohne Bass auskommt ist zwar nur eine Randnotiz, erinnert aber schon an die legendären DOORS.
Der Titel der mittleweile zehnten Studioplatte „Muscle Shoals“ klingt dabei noch mehr nach Vintage als bisher, was nicht nur mit einem Coverartwork belegt wird, wie es früher in den 60er/70er Jahren nicht unüblich war. Dass der Sound so schön retro klingt, mag dann auch am gewählten, berühmten und titelgebenden Studio in Sheffield, Alabama liegen, wo sich dir Band für die Aufnahmen eingenistet hat und das Foto vom Cover geschossen wurde. Hier entstanden beispielsweise so berühmte Platten wie das Stones-Album „Sticky Fingers“ oder „Atlantic Crossing“ von Rod Stewart! Mag sein, dass dieses Studio auch heute noch eine besondere Atmosphäre auf die Musiker ausstrahlt, wie es ja auch von anderen Aufnahmestätten berichtet wird (z.B. den Abbey Road Studios in London oder dem Blackbird Studio in Nashville). Aber die Niederländer haben mit ihren Wisseloord Studios in Hilversum ja selbst auch eine bekannte Aufnahmestätte mit Kult-Status, wo u.v.a MAGNUM, THE POLICE, SAXON oder die SCORPIONS schon zu Gast waren. Ich schweife ab, zurück also zu „Muscle Shoals“.
Ein lockeres, warmes „In Love“ (siehe Video), das mit feiner Hammond-Orgel schnurstracks in die 70er beamt, gibt als Opener schonmal eine grobe Richtung vor, von der die Gruppe mit wohl überlegten Sidesteps hin und wieder ausschert…jedoch um immer wieder zum Grundpfad zurückzukehren. Mal mit Tempo und Esprit wie bei „Natural Woman“, mal leicht bluesig wie beim elegischen „Out On The Town“, dann auch mal ruhiger, ja balladesk wie beim wunderbaren und leicht souligen „Let`s Stay Together“. Die Orgel steht bei diesem Album etwas öfter im Vordergrund, so wie etwa „Ophelia“ mich noch am ehesten an THE DOORS erinnert, denn das Lied zündet nicht beim ersten Mal, aber je öfter ich es höre, desto mehr mag ich es! Ein cooler Boogie Woogie mit Honky Tonk-Piano wie „Truce“ lockert die Geschichte ungemein auf, während „Hard To Make A Bug“ etwas schleppender aus den Hufen kommt. „Book Of Life“ mit seinen unwiderstehlichen Piano-Klängen lässt mich automatisch mitwippen und wird im Mittelteil durch…ja klar, ein Orgel-Solo und Gospel-Gesänge aufgepeppt. Auf diese Idee muss man erstmal kommen, hallo? Mit Wah Wah-Gitarre begeistert „Winner (When It Becomes To Losing)“, während die Elektrische durchaus auch mal flirren oder knarzen darf, ganz so wie es im Psychedelic Rock üblich (war) ist. Echos sind auch immer wieder mal ein Thema (z.B. „Snowbird“) und bei der tollen Ballade „Ships In The Night“ geht es nochmal souliger und mich an die COMMODORES erinnernd zur Sache. Nur der Sinn des etwa 30-sekündigen Outros „Cicada Serenade“ mit Zikaden-Gezirpse will sich mir nicht so recht erschließen.