Die Würzburger Formation WOLVESPIRIT hauen mit dem lustig betitelten „Bullshit“ bereits ihr siebtes Album raus. Allein mit dem witzigen Cover-Artwork geht das Quartett um das Brüderpaar Rio (guit) und Oliver (organ) Eberlein sowie Front-Sirene Deborah Craft neue Wege, was sich dann auch stilistisch/musikalisch fortsetzt. Es ist ja nicht immer leicht für eine Gruppe wie WolveSpirit, sich neu zu erfinden, weshalb ganz sicher auch eine Menge Mut für derartige Schritte erforderlich sind. Vor allem, weil sich die Band im Laufe ihres Bestehens schon ein ordentliches Standing in der deutschen Blues-und Hard Rock-Szene erspielt hat. Waren WolveSpirit anfangs stilistisch eher mit den BLUES PILLS oder SIENA ROOT vergleichbar, änderte sich das nach und nach schon allein was den Härtegrad betrifft in Richtung Hard Rock und Metal. Aber eingefahren in Sachen Stil war das Quartett eh noch nie so wirklich, denn über Blues, Psychedelic, Classic Hard Rock oder Garage ist die Bandbreite enorm hoch. Neu an Bord ist Bassistin Sylvana Lenzschau, die zuletzt als Tieftönerin von THE ROBBIE EXPERIENCE, der besten ROBBIE WILLIAMS-Tribute Band Deutschlands sowie als Gitarristin bei den EHRLICH BROTHERS auf sich aufmerksam machen konnte!
Das Album wird mit dem höchst energischen „Titanium“ eröffnet, das mit einem feinen Orgel-Gitarren-Intro aufwartet. Was mir schon immer an der Musik von WolveSpirit gefallen hat kommt auch hier zum Tragen, denn die Chöre der männlichen Mitstreiter passen ganz hervorragend zu der kräftigen, rauchigen und ja, mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatteten Röhre von Deborah Craft. „Robots“ geht noch einen Schritt weiter, denn hier arbeitet man mit Rap-artigem Sprechgesang in den Strophen, was dem Song einen sehr modernen Touch verpasst. Dass dann der Refrain eingängig wie Sau ist, macht dieses Lied zu einem ersten, echten Highlight! Der Titelsong hat es ebenfalls in sich, Chöre leiten in bester Faustrecker-Manier ein, während Deborah mit verzerrtem Gesang etwas langsamer bei den Strophen arbeitet. Anfangs musste ich mich ehrlich gesagt an diese Art gewöhnen, doch nach jedem Hördurchgang wächst das Album. Es sind die Kleinigkeiten, die das Besondere in den Songs ausmachen, hier mal ein kleiner Orgel-Einsatz zwischen den harten Riffs, die dem Metal-Genre ziemlich nah kommen und durchaus auch mal an ACCEPT oder AC/DC erinnern, wie etwa bei „Dragon Age“ bewiesen wird. Oder flirrende Synthie-Einschübe, so dass nicht immer nur die Orgel zu hören ist. Das ist wirklich großes Kino, was hier an Kreativität geboten wird. Bei „Fire“ werde ich tatsächlich ein wenig an Rammstein meets AC/DC erinnert, abgesehen vom Gesang natürlich. Und so geht diese spezielle Reise weiter mit elektrisierenden, kraftvollen wie gleichermaßen eingängigen Songs wie „Braineater“ oder „Still Undefeated“. Auch ein „einfacher“, radiotauglicher Rocksong wie „Starborn“ lässt mich meinen Hut ziehen! An die ganz wilde Zeit von DEEP PURPLE könnte „Screaming“ eine Hommage sein, hier singt, nein schreit die Frontfrau teilweise titelgerecht „wie von Sinnen“, was ich durchaus positiv meine! Balladen? Pustekuchen, selbst das schleppende, doomige „666“ reicht nicht für diese Bezeichnung. Als Anspiel-Tipp möchte ich euch das abschließende „The Joker“ an die Herzohren legen, das zwar im Video den Trend zum aktuellen Blockbuster aufgreift, aber musikalisch als gutes Beispiel für das gesamte Album herhalten kann!