Ein leichter Schauder überkommt unseren jungen Helden, als er die Promoinfo zu Reliquaes vierten Album in Händen hält. Mittelalter Rock ist das Genre der Wahl der glorreichen Sieben aus dem fernen Osnabrück. Weniger die Herkunft aus Gestaden irgendwo im Nirgendwo lässt den Rezensenten erschrecken, denn das Genre. Zu oft haben sich halbgare Metal Musikanten an lange vergangenen Zeiten versündigt, ohne dass dabei brauchbare Klänge das Ohr erreichten.
Vom Gram gebeugt legt der edle Ritter das Machwerk in das Abspielgerät und siehe da: Bereits das erste Stück bringt das Haupt in Bewegung. Und das nicht seitwärts! Nein, zustimmendes Nicken entspringt spontan, da sich der Eröffner „Engelmacher“ darbietet. Grob gesagt geht es um Familienplanung im Mittelalter. Schwere Kost, aber gesegnet mit einem großartigen Refrain. In „Die Sonne scheint“ zelebrieren die Vaganten dann gar feinstes Metal-Handwerk, sodass grundsätzliche Zweifel an der Eignung der Kapelle gar nicht mehr aufkeimen mögen. Mit „Feuertanz“, zu dem es auch ein gar formidables Lichtspiel gibt, werden Reliquiae künftig wohl die Plätze manch einer Festivität zum Bersten bringen, da Melodei und Dynamik sehr wohlgefällig sind. „Enigma“ wiederum weiß mit ohrenschmeichelnder Lyrik zu überzeugen, wie sie von vergleichbaren Musikanten viel zu selten geboten wird. Fürwahr, wir hätten es gar selbst kaum erwartet, doch siehe da – „Babylon“ mundet uns gar prächtig.