MOTORJESUS, ANGEL DUST, BLIZZEN, DAWN AHEAD

Motorjesus

Billing

MOTORJESUS, ANGEL DUST, BLIZZEN, DAWN AHEAD

Ort

Juz Live Club, Andernach

Datum

06.07.2018

Bilder

Mario Loeb

Was für ein toller Abend! Vier Mal Metal, alles recht unterschiedlich, aber es passte zusammen. Dazu noch ein Headliner der immer ein Garant für gute Konzerte ist und ein Co-Headliner der nicht an jeder Steckdose spielt. Das wurde auch honoriert und so war der Juz Live Club an diesem Samstag Abend auch ganz gut gefüllt.

Als ich in Andernach ankam spielten schon die Hessen Dawn Ahead dessen zwei EPs „Dawn Ahead“ (2014) und „Trip To Violence“ (2018) bei uns gute Bewertungen einfahren konnten. Die fünf Musiker hatten den ganzen vielleicht 40 Minuten langen Gig mit einem U oder Halbkreis zu kämpfen, welcher sich vor der Bühne gebildet hat. In der Form waren die Zuschauer mit großen Abstand zur Bühne angeordnet. Eine Unsitte die noch tief in den Köpfen vieler steckt und meist Vorbands trifft die wenige kennen. Doch die Musiker um den einzigen Langhaarigen in der Band, Sänger Christian ließen sich nicht beirren und spielten recht unbekümmert ihr Set. Melodischer Thrash mit auf CD mehr Testament Anleihen als live und einem Frontmann der auch mal paar lockere Sprüche auf Lager hatte. Das wirkte sympathisch hat den Jungs aber wenig in Bezug auf die unsichtbare Trennlinie hinter der das Publikum verharrte genutzt. Als Anheizer hat die optisch wegen den nicht vorhandenen Matten, nicht wie eine klassische Thrash Band wirkenden Dawn Ahead sicherlich einen guten Job gemacht.

Danach kamen die 80er Jahre Verehrer Blizzen die ich auf einem „A Chance For Metal Festival“ an gleicher Stelle kennen lernen durfte und mich überzeugt haben. Musikalisch und optisch sind die ebenfalls auf Hessen stammenden vier Musiker irgendwie die Cousins von Stallion, obwohl Blizzen in Sachen Outfit nicht (mehr) so sehr die 80s hochleben lassen. Nach vier Jahren Bandleben und zwei Alben in der gleichen Besetzung war das Auftreten recht routiniert, obwohl hier auch mal was daneben ging. Aber das ist halt live. Direkt war mehr los im Juz, die Zuschauer standen vor der Bühne und die Stimmung war auf einem ersten Höhepunkt. Frontmann Daniel Steckenmesser musste neben dem Gesang noch den Bass bedienen, was ihn meiner Meinung nach etwas einschränkt. Ansonsten waren Blizzen einfach hungrig, haben geliefert und werden sicherlich noch wachsen. Am superben Coversong „Metal Gods“ merkte ich halt das da noch Luft nach oben ist, was aber nach vier Bandjahren auch kein Wunder ist. Aber ich denke die Herren sind auf einem guten Weg, haben eine gute Bühnenpräsenz und genügend Potential um bekannter zu werden.

Das zweite Highlight des Abends waren dann die Ruhrpott Metaller Angel Dust die ich Mitte bis Ende der Neunziger in Trier auf einer für heute legendären Tournee mit Morgana Le Fay, Steel Prophet und Stormhammer erleben durfte. Mit ihren drei Alben aus der Zeit „Bleed“ (1999), „Enlighten The Darkness“ (2000) „und „Of Human Bondage“ (2002) waren sie bei mir im Kopf als die deutschen Savatage abgespeichert. Doch diverse Line-up Probleme, eine lange Zeiten in der die Band brach lag, sowie kein neues Album seit 2002 ließen mich zweifeln ob es jemals mit der Truppe weiter gehen wird. Immerhin war die Fromatione von 1990 bis 1997 schon mal richtig aufgelöst und der spätere und auch noch heutige Sound hat mit den beiden ersten Alben nahezu nichts mehr zu tun. Angel Dust waren quasi exklusiv in Andernach und machten eine Pause vom Studioalltag für ihr neues Album „Ghosts“ das wohl 2019 erscheinen wird. Das erzählte Gitarrist Bernd Aufermann gut gelaunt zwischen den Liedern. Er teilte sich quasi die Ansprachen mit Sänger Dirk Thurisch den ich anfangs dank Wollmütze und Sonnenbrille nicht erkannt habe. Diese wurden dank der schweißtreibenden Bühnenshow aber bald abgenommen und man spielte ein Set aus ihren oben erwähnten drei Klassikeralben. Stimmlich hat der agile Kerl nichts verlernt. Neu an Bord ist seit einige Zeit Keyboarder Boris Odenkirchen der den aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegenen Steven Banx gut ersetzte. Mit viele Spaß und Spielfreude und einem gestenreichen Sänger der sich gut bewegte und gut sang heizte die Band den teils weitgereisten Die Hard Fans in zahlreichen Angel Dust Shirts gut ein und sorgte nicht nur bei mir mit Hits wie „Bleed“ für zahlreiche Gänsehautmomente. Hier merkte jeder direkt Band und Publikum bilden eine Symbiose. Leider hatte die Gruppe keinerlei Merchandise dabei, was hier sicherlich weg wie warme Semmel gegangen wäre. Gitarrist Bernd sagte dass sie gar nichts mehr haben und sich nach dem Studioaufenthalt darum kümmern müssten. Ich drücke für Labelsuche, neues Album und weitere Konzerte jetzt schon mal die Daumen und freue mich tierisch hier dabei gewesen zu sein. Auch das Licht war um Längen besser als bei Ross The Boss und der Sound richtig knackig. Das war mein Konzert des Jahres!

Wer jetzt denkt bei Motorjesus war die Stimmung weniger, der irrt! Chris Birx und seine Mannen ist immer ein Garant für gute Stimmung live und hat auch mit seinem neuen Album wieder mal ein starkes Werk veröffentlicht. Probleme hat er in Sachen Besetzung die ist nicht konstant. Laut unserem letzten Interview besteht die Band nur aus ihm und Gitarrist und Drummer. Der Rest sind befreundete Musiker, was wohl an diesem Abend auch den Schlagzeuger betraf, wenn ich das richtig gesehen habe. Die agile Truppe headbangte viel und bewegte sich vorbildlich, das war immer Bewegung drin, während Sänger Chris mit sympathischen Ansagen die Massen dirigierte. Die Stimmung war auf jeden Fall auch hier verdammt gut. Mit fünf Alben und jede Menge Hits in der Hinterhand kann die Auswahl schon mal schwierig werden, so dass nicht jeder Ohrwurm vielleicht berücksichtig wurde. Aber mit Granaten der Sorte „King Collider“ oder „Fist Of The Dragon“ kann nicht viel schief gehen. Eines ist sicher: Moorjesus kann man immer schauen. Dabei gab es schickes Merchandise und recht moderate Preise. Top!

Mehr Videos gibt es auf unserem You Tube Kanal:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)