De wer? Von den Schwaben DeVicious habe ich noch gehört bis jetzt! Kein Wunder, die Herren um die 40 sind Newcomer mit Erfahrung und haben sich erst vor zwei Jahren gegründet. Aber ein tolles Debüt wie „Never Say Never“, drei gut gemachte Clips und bald zwei gut gewählte Tourneen sind am Anfang einer Bandkarriere schon mal recht viel. Wenn ich als Interviewpartner noch einen auskunftsfreudigen, völlig motivierten Alex Frey (Bass) vor mir habe der vieles und interessantes zu erzählen hat, ist das doch fast zu schön um wahr zu sein!
Als noch nicht so alte Band, erzähl doch mal wie ihr so zusammen gekommen seid und was eure Intention ist!
Zusammengekommen sind wir im Spätsommer 2016, Lars, Gisbert, Radivoj und ich sind bereits seit unserer Jugend miteinander befreundet, wir habe eine lange Zeit alle in anderen Ländern gelebt und wollten uns unbedingt mal wieder treffen und austauschen. Wir schwelgten in Erinnerungen an die goldene Zeit, als Bands wie Van Halen, Whitesnake, Mötley Crüe auf ihrem Höhepunkt waren und wie Grunge alles zerstört hat und dass moderne Rock Musik keine Gitarrensolos mehr hat. Ich sagte dann, „lasst uns ne Band machen, dann machen wir alles so wie es uns gefällt“. Alle waren von der Idee begeistert, auch wenn es an diesem Abend niemand so wirklich ernst genommen hatte. Ich begann mit dem Songwriting am nächsten Tag und ruck zuck hatte jeder begriffen, dass es ernst wird.
Was wollt ihr mit dem Bandnamen DeVicious aussagen, denn vicious an sich kann ja schon viele Bedeutungen haben!
DeVicious is eine Kombination aus den Wörtern „Devious“ und „Vicious“ und bedeutet frei übersetzt, dass wir einen Geheimplan in die Tat umsetzen um unsere Ziele zu erreichen. Der Name ist hier Programm, außer unseren Familien wusste niemand von unserem geheimen Plan eine Platte zu machen.
Kalauer Frage: Glaubt ihr dass den viele in Deutschland beim Lesen fehlerfrei sprechen können?
Ja aber natürlich! Fans der Rock Musik haben ja schließlich Grips im Oberstübchen. Die Spanier tun sich noch ein bisschen schwer damit, mein Freund Jorge von der Band Xtasy sagt immer „Dieeeh Vieeeh Tziiiuß“ ich nenne ihn dafür dann „Horst“.
Super! Euer klasse Debüt ist ja schon länger fertig und sollte auch schon auf einem anderen Label als nun Pride & Joy Music erscheinen. Sogar ein zweites soll bald fertig sein. Was war denn da los?
Danke für das Kompliment, wir sind sehr dankbar, dass Birgitt von Pride & Joy keine Sekunde überlegen musste um uns bei ihrem Label aufzunehmen, die Dame ist der absolute Traum für jede Band. Gerade als Neulinge hat man einige Fragen und man bekommt immer eine glasklare präzise Antwort innerhalb von wenigen Minuten. Die Arbeitsmoral von ihr und ihrem Team ist herausragend. Es ist kein Zufall, dass so viele Top Bands bei Pride & Joy unterschrieben haben. Von unserem alten Label haben wir uns einvernehmlich und in Freundschaft getrennt. Manchmal benötigt es grundlegende Veränderungen um sich als Band entwickeln zu können, darüber waren sich am Ende alle einig. Das Songwriting für die 2. Platte ist im vollen Gange, fertig ist sie noch lange nicht, es liegen noch einige schlaflose Monate vor uns.
Bis auf euren Keyboarder seid ihr alle in Sachen Baujahr nahe zusammen, ist das wichtig für eine Band oder bei euch vielleicht Zufall?
Unser Keyboarder Denis, ist der erwachsenste von uns sechs, das ist ein Fakt. Ich denke nicht, dass unser Alter eine Rolle spielt, sondern welche Ziele man hat und ob man die Liebe für die gleiche Musik teilt. Wäre das nicht der Fall und man hätte bei jedem Song eine erneute Grundsatzdiskussion, dann wäre das sehr problematisch. Ich denke es hilft, dass wir keine 20 mehr sind und eine gewisse geistige Reife erreicht haben.
Anscheinend bist du der Steve Harris von DeVicious! Songs und Texte, sowie die Produktion sind von dir. Bist du allgemein die treibende Kraft in allen anderen Bereichen?
Jeder hat seine Aufgaben bei uns. Ohne meine Jungs geht gar nichts. Ich habe in den vorherigen Abschnitten meines Lebens die Voraussetzungen geschaffen, dass ich heute nur noch Musik machen kann, ich bin überzeugter Single (sorry Girls) und habe somit am meisten Zeit und übernehme gerne Aufgaben um die Anderen zu entlasten. Die Opfer die ein Familienvater im Berufsleben erbringen muss um eine Tour zu spielen oder sich für Monate im Studio einzuschließen sind wesentlich höher einzuschätzen wie das was ich für die Band mache.
Das glaube ich auf jeden Fall! Viele süddeutsche Acts fühlen sich in der Hard Rock /AOR / Power Metal Ecke recht wohl. Ihr ja auch. Gibt es deiner Meinung nach einen Grund dafür?
Für uns Karlsruher hatte der Erfolg von Pink Cream 69 für viel Inspiration gesorgt, wir hatten zu Jugendzeiten eine sehr lebhafte Szene in Karlsruhe mit vielen Topmusikern von denen viele Ihren Weg gegangen sind. Hätten die Clubs in der Umgebung aufgehört Hard Rock und Heavy Metal zu spielen, dann wäre die Szene irgendwann ausgestorben aber dank der „Rockfabrik“ in Ludwigsburg oder dem „Unverschämt“ in Karlsruhe und anderen ist die Flamme nie erloschen. Das könnte eine Rolle spielen aber mit Gewissheit kann ich das nicht sagen.
Klingt aber plausibel. Auf Youtube habe ich gesehen, dass ihr drei recht professionelle Clips gemacht habt. Ungewöhnlich für eine neue Combo. Seid ihr da selbst in diesem Metier?
Nein, wir hatten eine Firma aus Stuttgart beauftragt die Videos zu filmen, geschnitten habe ich sie selbst und wir hatten Glück, dass dem Besitzer des E210 Eventhangars in Baden-Baden unsere Musik dermaßen gut gefallen hat, dass er uns für zwei Tage seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat. Wir hatten somit sehr gute Konditionen und waren in der Lage ein Greenscreen Video für „Everything“ zu drehen und somit die Möglichkeit der Welt zu zeigen, dass wir es Ernst meinen.
Was mir bei den Clips schwer aufgefallen ist ihr scheint da ja mit Feuer und Flamme dabei zu sein was ich aus den Gesichtsausdrücken der Musiker so heraus las. Normalerweise sind die Mucker eher zwischen versucht cool und genervt in den Clips. Was ist euer Geheimnis?
Wenn ich es Dir sage, ist es ja kein Geheimnis mehr (lacht). Mal abgesehen vom 2000 Watt Kaltluftgebläse, dass jeder für Großaufnahmen bei ca. 70 Grad am Set bekommen hatte, war es auch das erste Mal, dass wir gemeinsam auf der Bühne standen, und wir hatten einfach nur Bock zu spielen. Wir haben jeden Song sechs Stunden aus sämtlichen Positionen gefilmt, hatten Kräne, Drohnen und Hebebühnen, es gab viele Durchgänge wo wir einfach nur noch in die „Peer Mertesecker Gedächtnis Eistonne“ wollten und nicht lachen konnten, aber wenn wir beim Musizieren keine Spielfreude versprühen und den Zuschauer damit anstecken, dann machen wir was falsch.
„Penthouse Floor“ erinnert mich vom Clip her an die Machart alter Alice Cooper oder Whitesnake Clips, liege ich da richtig?
Das Klischee eine Traumfrau in Dessous zu zeigen ist natürlich nicht neu oder untypisch für die Bands der Achtziger und Neunziger. Der Song handelt vom, wie sage ich das pressetauglich? Handelt vom „Schnackseln“ und um das zu verdeutlichen haben wir uns entschieden eine bildschöne junge Dame zu integrieren. Wir haben dafür auch ordentlich Kritik von Moralwächtern erhalten was wir richtig geil fanden. Wenn Du Hard Rock machst und einen Song hast der vom Text und den Keyboards so viele Klischees bedient, dann wäre es halbherzig gewesen nicht mit den Reizen einer halbnackten Dame zu provozieren.
Da hast du sicherlich Recht. Ein Keyboarder ist bei einem Stil wie eurem nichts Ungewöhnliches. Zwei Gitarristen schon. Auf CD ist das jetzt nicht so präsent dank des Keyboards. Seid ihr live dann rauer oder Gitarren-lastiger?
Die zweite Gitarre ist nicht für die Härte sondern für die Fülle des Sounds der durch Mehrstimmigkeit, ähnlich wie beim Chorgesang erzeugt wird. Wenn 2 Gitarren das exakt gleiche „shredden“ würden müsste man sie im Studio so bearbeiten, dass sich die Frequenzen nicht überschneiden, somit spielen wir Live wie auch im Studio mit 2 völlig unterschiedlichen Sounds wobei einer davon eher cremig weniger verzerrt daherkommt und er andere präsenter und verzerrter ist, zusammen, wenn tight gezockt und richtig gemischt ergibt dass dann einen vollen Sound. Live klingen wir viel härter schon alleine weil keine Kompressoren unseren Sänger im Käfig halten und weil wir Live mit anderen Amps spielen. Ich habe im Studio mit einem Fender Bass gespielt und live spiele ich mit einem Schecter Bass der in den unteren Frequenzen einen ganz anderen Druck erzeugt. Alles wurde vorher tontechnisch analysiert so dass wir immer einen sehr zuverlässigen und druckvollen Sound haben werden.
Live seid ihr auch schon aktiv gewesen, bald geht es wieder auf die Piste mit Hardline. Habt ihr da gute Connections für solche Tourneen?
Wir haben nach dem Motto der Sesamstraße gehandelt „wer nicht fragt bleibt dumm“ und einfach überall angefragt. Xtasy aus Spanien hatten hervorragende Kontakte zu Erik Martensson, so ist die Tour mit Ammunition zustande gekommen und ähnlich ist es auch bei Hardline gewesen mit denen wir nun 4 Shows in Deutschland und 2 Shows in Spanien spielen dürfen. 2019 zum Release der 2. Platte werden wir dann vermehrt auf Tour sein, es ist bereits einiges in Planung.
Da freuen wir uns jetzt echt drauf!