Ich fühle mich ein wenig an das Jahr 1999 erinnert. Zum ersten Mal höre ich die CD der Band SLIPKNOT und bin fasziniert und enttäuscht zugleich.
Ersteres auf Grund der unfassbaren Brutalität die von den Songs ausgeht und den unkonventionellen Arrangements, letzteres dann weil ich die Tracks, je länger die Scheibe dauert, eher anstrengend fand und ich der Meinung bin dass sich die Kapelle immer nur wiederholt. Wenn auch sehr wohl auf einem originellen Level.
Nun ist gerade der Orkan „Underneath“ von CODE ORANGE das erste Mal über mich hinweggerauscht und ich bin ähnlich gespalten. CODE ORANGE vermischen so wirklich alles in ihren Songs was greifbar ist. Die Scheibe startet schon mit einem sehr düsteren Intro, bevor mit „Swallowing The Whole Rabbit“ die Hölle losbricht. SLIPKNOT trifft NINE INCH NAILS, dazu Djent Anleihen und im „Refrain“ gradliniger Thrash. Das ist kaum zu greifen, ein so breites Spektrum an verschiedenen Einflüssen verpackt in einen stimmigen Song (!) habe ich lange schon nicht mehr gehört. Im völligen Kontrast dazu steht der Titeltrack „Underneath“, der als Alternative Song anfängt und nur mal kurz einen brachialen Ausfall hat. Dazwischen gibt es ein sehr breites Spektrum an verschiedenen Liedern, die sich im Härtegrad und Wahnsinn doch sehr unterscheiden. Einen entscheidenden Faktor haben CODE ORANGE allerdings auf ihrer Seite. Die Truppe aus Pittsburgh vermag es trotzt aller Abgefahrenheit den Stücken ihren Stempel aufzudrücken. Die volle Entfaltung kommt wohl erst im vierten oder fünften Durchlauf von „Underneath“. Erst dann wird man noch viele kleine Spielereien neu entdecken oder sich ein gewisser roter Faden in Songs zu erkennen geben.
Und mittlerweile bin ich auch nicht mehr unentschlossen sondern tatsächlich begeistert. „Underneath“ ist eine echte Herausforderung mit der man sich als Hörer auseinandersetzen muss. Obwohl man zu Beginn fast erschlagen wird von den zahlreichen verschiedenen Arrangements, Breakdowns und Melodien, offenbart sich im Lauf der Scheibe eine ungeahnte Vielfalt an guten Einfällen. CODE ORANGE waren verdammt mutig so eine Scheibe einzuspielen, und solch ein Mut sollte belohnt werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der ständig nach einem neuen Impuls in der Metal Szene gerufen wird, und sich viele mit dem Aufwärmen alter Kamellen über Wasser halten.
Dass es an der Produktion nichts zu mäkeln gibt, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Sehr sauber, mit viel Wucht und doch sehr akzentuiert. Absolut stimmig zum Gesamtbild, ebenso wie das Cover, dass auch eine gewisse Vielschichtigkeit bietet.
Ich lege mich hiermit fest, das „Underneath“ von CODE ORANGE einen Spitzenplatz in den Jahreswertungen von 2020 bekommen wird.
Auch wenn nicht jeder gleich damit warm wird, so wie ich mit dem SLIPKNOT Debüt damals, so wird die doch Zeit zeigen, dass dies ein verdammt starkes und abwechslungsreiches Album ist.
CODE ORANGE – UNDERNEATH
Fazit
Ein extremes Album! Abwechslungsreich, brutal und innovativ. Reinhören!