Wer schon einmal in Nancy war und sich nicht augenblicklich in die Stadt verliebt hat, der ist vermutlich bereits in Metz ausgestiegen. Nicht nur, dass die Jugendstil Metropole mit architektonischer Schönheit punktet, die Lorraine gebiert auch einen unnachahmlichen Menschenschlag, der für Begegnungen mit Erlebnischarakter sorgt. Und genau von da kommen Dusk Of Delusion.
Nun ist die französische Szene nicht grade riesig, deshalb aber auch nicht arm an Perlen. Dusk Of Delusion haben sich auf ihrem Zweitling „Watch Your 6“ dem Metal modernerer Spielart verschrieben. Inhaltlich setzt sich der Fünfer aus Nancy mit dem Ersten Weltkrieg auseinander, naheliegend, spielten sich die irrsinnigsten Gemetzel doch quasi direkt vor der Haustür der Jungs ab. In epischer Breite von fast zehn Minuten und musikalisch abwechslungsreich setzen sich Dusk Of Delusion zum Beispiel in „Verdun“ mit den Schrecken des Krieges auseinander. Ein weiterer Anspieltipp ist das gerade zu Beginn schön vor sich hin doomende „The Guardians“. Leider ist die Produktion insgesamt etwas dünn geraten, auch wirkt das Songwirting noch ausbaufähig und die Stimme von Sänger Benoit Guillot klingt bisweilen angestrengt. Die Platte zehrt viel mehr vom erhörbaren Herzblut, das in ihr steckt und das reicht allemal, um die gut 50 Minuten von „Watch Your 6“ auch ein Stück weit zu genießen.