NAPALM DEATH, MORBITORY / HAMBURG, KNUST

Napalm Death

Billing

NAPALM DEATH, MORBITORY

Ort

Hamburg, Knust

Datum

03.04.2018

 

Bilder

Marc Schallmaier

Lange hat es gedauert, aber heute habe ich es endlich geschafft. Bisher war es mir durch irgendwelche Umstände nie möglich gewesen, die britische Grindcore Legende NAPALM DEATH live in meiner Stadt Hamburg zu sehen. Entweder war ich zeitlich verhindert oder genau an diesem Tag auswärts unterwegs. Und selbst auf den vielen Festivals auf denen ich war, hatte es einfach nicht sollen sein. Nun aber sollte dem Vergnügen nichts mehr im Wege stehen.

Den Anheizer für die Briten machen das Hamburger Quartett MORBITORY. Die Jungs haben vor zwei Jahren eine EP veröffentlicht, die überdurchschnittlich gut in der Szene angenommen wurde. So besteht der Set der Band natürlich aus eben diesen Stücken und der angenehme Death Metal (Bauart: Alte Schule) kann das Publikum durchaus begeistern. Der Groove und die Riffs sitzen, Sänger Angelgrinder klingt wie ein sterbender Elch und die Männer an Bass und Gitarre schütteln ordentlich ihre Mähnen. Zwar verläuft der Auftritt in gewisser Weise recht unspektakulär, und auch die Kommunikation mit dem Publikum halte ich für verbesserungswürdig, nichtsdestotrotz können MORBITORY für erste Bewegungsschübe im gefüllten Knust sorgen. Das Publikum zeigt sich dankbar für den Death Metal, in dem gerne mal das Tempo variiert wird und somit mehrere Einflüsse dieses Genres vereinbart. Nach etwas mehr als dreißig Minuten ist der Auftritt vorbei und die Band hinterlässt ein sehr zufriedenes Publikum.

 

Dass bei NAPALM DEATH immer noch lieb gewonnene Traditionen bis heute Bestand haben merkt man daran, dass der Soundcheck von den Bandmitgliedern höchstpersönlich vorgenommen wird. Die gewisse Punk Attitüde, die NAPALM DEATH immer wieder propagieren, wird auch in solch kleinen Details immer wieder deutlich. Dazu gehört auch, dass der T-Shirt Preis mit EUR 15,- schon fast unverschämt günstig ist. Davon können sich ganz andere Kapellen, die auch gerne mal etwas von „Do It Yourself“ und so erzählen, eine gehörige Portion abschneiden. Die Umbaupause und der eben erwähnte Soundcheck gehen sehr zügig über die Bühne und so starten NAPALM DEATH dann auch pünktlich. Der Einstieg mit „Multinational Corporations“ und „Instict Of Survival“ ist schon großartig und macht Lust auf mehr. Insgesamt werden 23 Songs am heutigen Abend gespielt, und diese Stücke kommen von 10 verschiedenen Alben. Dass Publikum geht ebenfalls gleich richtig steil und die ersten Moshpits starten und es dauert nicht lange bis die ersten Stagediver sich von der Bühne werfen. Sänger Barney Greenway hüpft wie ein Flummi über die Bühne und muss das ein oder andere Mal aufpassen, seine Mitmusikern nicht über den Haufen zu rennen. Es ist schon erstaunlich welch eine Energie der Knabe in sich trägt. Und der Mann ist ein hervorragender Entertainer. Auf nahezu jeden Zwischenruf reagiert er und die Antworten von ihm sorgen nicht selten für zahlreiche Lacher im Knust. Als Beispiel: Nach den beiden Sekunden Hits „You Suffer“ und „Dead“ fordert er das Publikum auf den Unterschied zwischen beiden Songs herauszufinden. Manche verteufeln gerade ihn und die Band im Allgemeinen auf Grund ihrer politischen Haltung, die immer wieder offen gezeigt oder auch angesprochen gut. Aber mir gefällt das sehr gut, und auch heute zeigt Frontmann Barney Flagge in dem er ein Antifa T-Shirt aus Finnland trägt und es sich nicht nehmen lässt, eine paar klare Worte gegen Faschismus und Rassismus zu finden. Applaus für diese Einstellung, Mister Greenway. NAPALM DEATH zerlegen das Knust weiterhin in seine Einzelteile und die Band sprüht nur so vor Spielfreude und guter Laune. Die Meute vor der Bühne lässt sich davon anstecken und so mancher im Publikum brauch die nächsten Tage nicht ins Fitness Studio zu gehen. „Smash A Single Digit“, „Scum“, „Suffer The Children“ oder auch „Self Betrayal“, es folgt Hit auf Hit. Dazwischen gibt es mit dem „Victims Of A Bomb Raid“ ein Cover der Band ANTI CIMEX, und wo wir gerade schon beim Thema sind, natürlich darf zum Ende hin das obligatorische „Nazi Punks Fuck Off“ der DEAD KENNEDYS nicht fehlen. Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Orkan dann auch vorbei und es ist für alle Beteiligte ein gelungener Abend.

NAPALM DEATH können es immer noch und man kann nur hoffen dass die Band noch eine Zeitlang weiter machen wird. In dieser Verfassung ist die Truppe definitiv sein Eintrittsgeld wert.

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!