Schon seit fast anderthalb Jahrzehnten schwirren die russischen Folkmetaller von Woodscream durch die idyllischen Birkenhaine der Szene. Nachdem man sich erst noch daran versuchte auf den Pfaden der Szenevorreiter aus Skandinavien zu wandeln, haben sich die St. Petersburger darauf besonnen, dass die heimische Musik genügend verwertbare Ansätze bietet, um daraus wohlklingende Stücke zu erschaffen.
Gut so. Denn damit wären wir, neben der angenehm warmen und klaren Stimme von Sägerin Valentina Tsyganova, auch schon beim dicken Plus von Woodscream. Gerade zur Albummitte von „Varevo“ gelingt es erfolgreich ebendiese Einflüsse zu integrieren und ihnen gleichzeitig ausreichend Raum zu geben, um die Band von anderen des Genres unterscheidbar zu machen. Atmosphärisch hilft es da sicherlich, dass die Lyrics auf Russisch gehalten sind. Gerade bei flotteren Songs wie „Vodyanoy“ eine Rezeptur, die aufgeht. Kommen wir zu den negativen Aspekten. Das Songwriting orientiert sich noch zu sehr an den großen Nummern, um jenseits der Folkelemente wirklich Spuren zu hinterlassen. Ebenso ist die Platte zwar ordentlich produziert, kann aber auch nicht wirklich herausstechen. Hätten diese beiden Punkte gepasst, wäre noch deutlich mehr herauszuholen. Schade ebenfalls, dass die Band, die alles in Eigenregie betreibt, die gleichen Marketingfehler macht, wie sie auch Bands aufs Auge gedrückt bekommen, die nicht eigenständig unterwegs sind. Mütterchen Russland kann sicher stolz sein auf ihre Tochter Valentina, die neben einer schönen Stimme auch mit adretten Äußerem gesegnet ist. Ob man aber direkt einen ganzen Ordner mit Bildern der kupferblonden Bardin zu Promozwecken braucht, sei dahingestellt. Mehr Besinnung auf die Musik, mehr Kante und mehr Mut zu heimischen Einflüssen könnten bei der nächsten Platte durchaus für noch mehr Punkte reichen. Auch so ist „Varevo“ aber auch kein Totalausfall, sondern für Genrefans durchaus ein Ohr wert.