Das Saarland verströmt ja einen eher beschaulichen Charme. Irgendwo zwischen Lyoner, Schwenker und Heinz Becker. Etwas angestaubt vielleicht, aber auf jeden Fall genussorientiert. Wie sich da eine derart garstig wütende Extrem Metal Combo wie SCORGED zusammenfinden konnte, muss mir auch mal einer in Ruhe erklären. Vielleicht sind es ja Vegetarier, die von Natur aus bei den oben angepriesenen Köstlichkeiten passen müssen. Ich weiß es nicht.
Was ich hingegen weiß, ist, dass selten Zeilen einer Bandbiographie passender umschrieben, wie eine Platte klingt: Bei SCORGEDs gleichnamiger Platte ist da die Rede von „Zornig intensiven gutturalen Gesang, […] schneidenden Gitarrensound, markanten Rhythmen und gnadenlosen Drum-Fills“ – gekauft. Somit klingen SCORGED aber auch ein Stück weit wie zahlreiche andere Bands, die altbekannte Death Metal Grundlagen neu interpretieren. Dennoch können die Saarländer nach oben hin vom Durchschnitt abheben. Das liegt zum einen an ihrem Händchen für Melodien und zum anderen am Talent für Spannungsbögen innerhalb der Songs. Nix wirkt in meinen Ohren unnötig gestreckt oder wie Füllmaterial. Wahres Hitpotential hat dabei in meinen Ohren „Black Crowned Enemy“. Insbesondere, da Sänger Denis Horbach hier sein komplettes Repertoire erschallen lässt. Der Fünfer bringt die Songs halt da hin, wo er sie haben will. Knackig – und wir reden hier von einem Debüt. Das bekommt ja auch nicht jeder hin, so ausgereift zu klingen. Da merkt man, dass sich die Band zwei Jahre gegönnt hat, um die Platte aus der Taufe zu heben. Im Saarland kann man sich halt auch Zeit lassen. Hat sich gelohnt.