Ich stelle an dieser Stelle die Theorie auf, dass ARMORED SAINT immer schon zu gut waren, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Es gibt in der Historie der Band kein schlechtes Album, doch waren die Kalifornier zu Beginn nicht hart genug, um die Fraktion der Metallica- bis Slayer-Anhänger zu begeistern, aber auch nicht soft genug, um für die Hairspray-Fraktion eine Alternative zu sein. So bewegte man sich zwischen den metallischen Welten und erhielt bei Weitem nicht die Beachtung, die eine Scheibe wie „Delirious Nomad“ (scheiterte auch leider am beschissenen Cover) verdient gehabt hätte. Ab den 90ern lieferte die Band nur noch im Dekaden-Rhythmus, wobei „Symbol Of Salvation“ (1991) und „Revelation“ (2000) Granaten vor dem metallischen Herrn sind.
Ich bin seit dem 2015er-Werk „Win Hands Down“ wieder bei der Band und muss sagen, dass die Scheibe bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Ins gleiche Horn stößt nun der aktuelle Output „Punching The Sky“, der nichts anderes als klassischen US-Stahl bietet, wie ihn die Band schon so viele Jahre grandios darbietet. Du hörst nach kurzem Intro den ersten Ton der Übernummer „Standing On The Shoulders Of Giants“ und bist sofort zuhause, denn die unverkennbare Stimme von John Bush, den Metallica unbedingt in den 80ern haben wollten, füllt sofort den Raum und jeder weiß, das sind ARMORED SAINT, unverkennbar. Das erstreckt sich über eine knappe Stunde und elf Songs, die wieder äußerst abwechslungsreich geworden sind und immer Platz für musikalischen Nebeneinflüsse, abseits vom Metal haben. Diese werden dann aber so perfekt in den Gesamtkontext verwoben, dass am Ende jeder Song doch typisch ARMORED SAINT ist und die Klasse der Amerikaner beweist. Wahrscheinlich kann eine Band nur so stark sein, wenn sie niemandem mehr etwas beweisen muss.