ZEAL & ARDOR. Wer in den letzten 2 Jahren über seinen eigene musikalischen Horizont geschaut hat wird über kurz oder lang über diesen Namen gestolpert sein. Dabei gründete Manuel Gagneux sein Projekt bereits 2013. Es blieb aber gute drei Jahre unentdeckt, bis jemand die Genialität dieser Mischung erkannte und das Ganze über soziale Medien sein Weg nahm. Was folgte war ein wahrer Triumphzug durch alle Gebiete der Rockmusik. Ob auf dem Titelblatt vom „Visions“ Magazin, Berichte im „Rolling Stone“ oder Interviews in der „Zeit“. Überall sprach man von dieser Verquickung zweier Musikstile, die unterschiedlicher nicht sein können: Black Metal und Gospel.
Als ich dieses Jahr auf dem Graspop Metal Meeting in Belgien war konnte ich mich von der Qualität von ZEAL & ARDOR überzeugen. Das Zelt auf dem Festival war knüppelvoll und die Massen gingen begeistert mit, ein absolutes Highlight meines Festival Sommers! Heute ist es nun soweit, und ich will Monsieur Gagneux mal in Club Atmosphäre auf den Zahn fühlen
Bevor wir aber dazu kommen gilt es die Vorband NYOS unter die Lupe zu nehmen. Das britisch-finnische Duo musiziert lediglich mit Schlagzeug und Gitarre. Und nicht nur deswegen kommen leichte Erinnerungen an MANTAR auf, denn auch Tuomas Kainulainen an der Schießbude und Tom Brooke an der Klampfe schauen sich auf der Bühne an. Und nach anfänglicher Skepsis bin ich ziemlich begeistert. Die Musik von NYOS zu beschreiben ist nicht wirklich einfach. Es gibt keinen Gesang, die beiden verlassen sich voll auf ihre Instrumente. Generell würde ich als Genre sowas wie Noise oder auch Post Rock sagen, wobei sehr viel Wert auf Atmosphäre gelegt wird. Die Erzeugung der Songs ist da nicht unwichtig. Tom Brooke spielt ein Riff oder ein Gitarren Lick an, dass dann direkt und live gelooped wird. Das macht er auch gerne mehrfach und so entsteht eine echte Gitarrenwand. Das Schlagzeug spielt dazu abwechselnd mal vertrackt, dann mal wieder schnurgeradeaus, teilweise auch hektisch aber nie chaotisch. Denn wenn man genauer hinschaut erkennt man, dass der Mann da am Schlagzeug sein Handwerk richtig beherrscht. Die gut vierzig Minuten vergehen wie im Flug und NYOS hinterlassen ein Publikum dass gleichzeitig baff und fasziniert ist. Definitiv spielen NYOS keine Musik die man immer und jederzeit Hören kann, aber wenn man Bock auf so einen Sound hat sollte man den beiden sympathischen Typen eine Chance geben. Richtig stark!
FOTOS: NYOS
Der Changeover ist schnell erledigt, da ein Großteil des Equipments von ZEAL & ARDOR schon auf der Bühne steht, und nur wenig Kram noch aufgebaut werden muss. Auf den Brettern wird es dann auch mächtig voll. Frontmann Manuel Gagneux wird flankiert von seinen beiden Mit-Sängern Marc Obrist und Denis Wagner. Dazu kommen noch Tiziano Volante an der Gitarre, Mia Rafaela am Bass und Marco von Almen am Schlagzeug. Alle sind gehüllt in dunklen Roben mit großen Kapuzen. Das Licht wird gedimmt, das elektronische Intro „Sacrilegium I“ ertönt und kurz danach geht es mit „In Ashes“ direkt los. Ein perfekter Einstieg, denn erst zum Ende hin dreht das Stück so richtig auf und spätestens jetzt wissen alle, was da so heute sie zukommt. Die Band hat richtig Bock, der Sound ist perfekt und auch das Licht wird gezielt und gut eingesetzt. Das Publikum ist heute nicht nur unterschiedlich, es reagiert auch jeder anders auf die Klänge von ZEAL & ARDOR. Der Metalhead schüttelt wild seine Rübe bei heftigen metal Attacken, während der Hipster daneben im Flanell Hemd sanft die Hüften wiegt. Spannend zu beobachten, denn das bekomme ich auch nicht jeden Tag zu sehen. Das Knust ist gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft. Alle die anwesend sind begeistern sich an Songs wie „Row Row“, „Blood In The River oder auch „Stranger Fruit“. Gitarrist und Hauptsänger Manuel Gagneux ist jedenfalls hocherfreut über die positiven Reaktionen und bedankt sich mehrfach beim Publikum und führt kleineren Smalltalk mit den ersten Reihen. Die Band spielt nahezu ihre gesamtes Repertoire, satte 21 Sons stehe auf der Setlist! Wenn das mal kein Gegenwert fürs Geld ist. Die Stimmung ist gut und die Band knüppelt sich durch ihre Songs, die auf der einen Seite so zerstörerisch wirken, auf der anderen Seite aber durch den hohen Anteil an Blues und Gospel unfassbar Gefühlvoll sind. Ein Wahnsinn.
Am Ende gibt es dann noch „We Can’t Be Found“, „Devil Is Fine“ und „Baphomet“, dann ist Feierabend. Ein Lächeln huscht über die Gesichter der Musiker, die sich nochmals beim begeisterten Publikum bedanken. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass dieses Lächeln von ZEAL & ARDOR absolut ernst gemeint ist.
FOTOS: ZEAL & ARDOR
Ein ganz starkes Konzert! Wer sich noch nicht mit dem Thema ZEAL & ARDOR befasst hat und keine Scheu vor neuen Tönen und Musik hat der sollte schleunigst damit anfangen. Ich bin der festen Überzeugung: da kommt noch einiges mehr auf uns! Das Konzert ist ein voller Erfolg, und ich verwette meinen Hintern darauf dass die Truppe beim nächsten Gastspiel in Hamburg eine größere Location buchen muss.