In der Welt der Horrorfilme kommt keiner an den beiden Regisseuren George A.Romero aus den USA und dem Italiener Lucio Fulci vorbei. Ihre legendären Gruselstreifen haben nicht nur die Filmwelt nachhaltig beeinflusst, sondern auch im Genre des Death Metal und Grindcore, als gern genommene Thematik, Einzug gehalten. Bei dem italienischen Duo TENEBRO dreht sich bei „Liberaci Dal Mare“ (Befreie uns von dem Bösen) alles um die abstoßend faszinierende Welt des Gore.
Zum Einstieg lassen TENEBRO die Kettensäge tanzen. Im midtempo Splatterstil frisst sich „Cannibalismo Sanguinario“ (Blutiger Kannibalismus) durch unsere Organe. Die sich zu Wort meldenden Vocals klingen schwerfällig aber gefährlich. Die Drum-Programmierung hält den Beat am laufen. Eine eingebaute gruselige Filmsequenz ist im Mittelteil zu vernehmen. „Arte Funeraria“ (Bestattungskunst) strukturiert sich da etwas anders. Während der Beginn und das Ende einem das Gefühl vermittelt, das die beiden Musiker kurz vorm einschlafen sind, wird explosionsartig der Schalter umgelegt. In berstender MORTICIAN Manier wird der Mittelteil durchgeprügelt. Erneute Auszüge eines Horrorstreifens in Form einer wahnsinnigen Frau leiten „Il lamento dei malati“ (Die Klage der Kranken) ein, bevor das computergestützte Schlagzeug einsetzt. Auch hier sind die Parallelen zu den New Yorker Brutal Death/Grind Pionieren unausweichlich.
Das TENEBRO sich gerade diese Art ihrer Umsetzung bestehend aus Horror und Death Metal gewählt haben, zieht sich praktisch wie ein einheitlicher Faden durch sämtliche Songs. So auch bei den nächsten drei Tracks, welche bereits 2019 als Demo erschienen ist. Bei „Seppellendo i Morti“ (Die Toten begraben) wird die ranzige Seite des Death Metal hervorgekramt. Dieser ist auf der EP als einer der Highlights einzuordnen, wo es straight vorwärts geht. Der folgende und kürzeste Track ist gespickt von basslastigem Gefrickel und kraftvollen Vocals. Mit „Nel Terrore“ (Im Terror) ein passender Titel. Damit auf keinen Fall der schaurige Einfluss abnimmt, legt sich das Duo bei dem finalen Song noch mal ordentlich ins Zeug. Hier hält Altmeister George A.Romeo erneut mit einer Zombiesequenz Einzug, und leitet so „All’interno del Cimitero“ (Auf dem Friedhof) ein. Es herrscht eine treibende Grundstimmung, die durch die brutale Stimme zum Ende hin zu Grabe getragen wird.
In Betracht auf das Artwork von „Liberaci Dal Mare“, welche mit großer Wahrscheinlichkeit von einem B-Movie Videofilmcover in VHS Format aus den Achtzigern stammt, ist ein blutiger Leckerbissen für Fans dieses musikalischen Splattergenre. Wenn die Jungs sich ihre Weichen in Zukunft richtig stellen, dann ist der Anfang gemacht. Und hier sollten sie versuchen weniger von MORTICIAN abzukupfern, sondern ihren eigenen Weg finden. Unterm Strich ein durchschnittlicher Beginn mit ordentlich Spielraum aufwärts.