Depressive Black Metal aus Georgien! Ich hatte schon viele Bands aus allen Ecken dieser Welt auf dem Plattenteller, aber soweit ich mich erinnern kann war Georgien noch nicht dabei. Das kleine Land an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien hat mal gerade so viele Einwohner wie der Stadtstaat Berlin (ca, 3,6 Millionen) und ist, soweit ich das beurteilen kann, nicht durch eine große Metal Szene bisher in Erscheinung getreten.
PSYCHONAUT 4 soll schon eine der bekannteren Kapellen aus dem Land sein. Immerhin spielt man schon seit 11 Jahren zusammen und hat es in dieser Zeit auf drei komplette Alben und eine Vielzahl anderer Veröffentlichungen gebracht. Dazu noch Touren auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und auch schon in Europa. Hierzulande wird aber wahrscheinlich noch keiner groß Notiz von dem Quintett genommen haben.
Ob sich das mit Album Nummer 4 „Beautyfall“ ändern wird, ist schwierig zu sagen. Wie eingangs erwähnt spielen PSYCHONAUT 4 Depressive Black Metal. Auch die Texte sind dementsprechend ausgerichtet, es geht um Depressionen, Sucht, Drogen, Hoffnungslosigkeit, Ängste, Selbstmord und dergleichen. Allerdings nicht in einer verherrlichenden Art und Weise, vielmehr vertritt die Band die Ansicht, das ihre Musik und die Geschichten dem Hörer helfen kann. Das mit den Texten ist aber so eine Sache, da diese zum Teil nur auf englisch sind. Für den Rest muss man sich Georgisch sowie die dazugehörige Schrift Mchedruli draufpacken.
Musikalisch orientiert man sich im Hause PSYCHONAUT 4 klar an skandinavische Vorbildern, oftmals rasend schnelle Songfragmente werden mit hohem Gekreische unterlegt und bilden oftmals das Fundament der insgesamt 8 Tracks auf „Beautyfall“. Dazwischen gibt es aber immer wieder melodische Parts oder auch mal einen Midtempo Teil, teilweise mit klarem Gesang, manchmal wird auch gesprochen, und im allgemeinen wird so ein gesundes Mittelmaß zwischen Wahnsinn und Atmosphäre geschaffen. Ich gebe aber offen und ehrlich zu dass dieses Blastspeed Geschredder mit dem Gekreische schon nach drei oder vier Songs sehr anstrengend wird und an meinen Nerven sägt. Da sind die ruhigen Abschnitte eine absolute Wohltat und ich würde mir wünschen, dass das Verhältnis andersherum wäre. Ist es aber nicht, und so ist der nächste Geschwindigkeitsausbruch auch nicht mehr allzu weit. Würde der Fokus mehr auf der Atmosphäre liegen, die Band hätte deutliche bessere Karten mehr potentielle Hörer anzusprechen. So bleibt nur der wirklich harte Black Metal Kern, dessen Cover schon eine Menge über zu erwartende Musik aussagt.
Überhaupt ist die CD unfassbar großartig gestaltet. Ein richtig dickes Digipack an dem man merkt, dass hier die Verpackung zusammen mit Cover und Musik zu einem Gesamtkunstwerk verschmilzt. Großartig!
Und auch an dem Sound gibt es nichts zu mäkeln. Etwas dünn, aber das ist man ja von Black Metal Scheiben so gewohnt.
PSYCHONAUT 4 – BEAUTYFALL
Fazit
Etwas zu anstrengender Black Metal, der seine stärksten Momente in den ruhigen und atmosphärischen Momenten hat!